Königsmacher und Lebensretter: Der Ölbaum und sein Öl in der Bibel
Am 18. Januar 2023 hatte Pfarrer Dr. Thomas Dörken-Kucharz beim Gesprächskreis Bibel Aktuell die Gestaltung des Abends mit obigem Thema übernommen. Bereits in der Antike war der Ölbaum ein weit verbreiteter Baum im Mittelmeerraum. Anders als heute wurden die Oliven jedoch nicht gegessen, da sie zu bitter schmecken. Erst viel später entdeckten die Römer, dass sie ihre Bitterkeit verlieren, wenn man sie in Salz einlegt. Aus Oliven wurde das wertvolle Öl gepresst, diente jedoch nicht als Speise, sondern zur Reinigung und als Brennstoff der Lampen, um die Nacht zu erhellen.
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September 2022: Die jüdischen Wurzeln des Christentums
Nach einer Pause im August fand am 21. 9. 2022 wieder Bibel Aktuell statt.
Dazu kam Pfarrerin Vetter-Jung mit obigem Thema. Es ging um die Frage „wie jüdisch ist der Ursprung unseres Glaubens?“
Entstanden ist der jüdische Glaube im Exil. Aus Liebe hat Gott sich Israel als sein Volk erwählt. Für die Israeliten gab es nur noch diesen einen Gott. Es entwickelte sich eine persönliche Beziehung der Menschen zu diesem einen Gott. Dabei standen Gerechtigkeit und Freiheit im Mittelpunkt.
Jesus war Jude. Sein ganzes irdisches Leben verbrachte er im jüdischen Kulturkreis. Er ließ sich von Johannes dem Täufer taufen. Das letzte Abendmahl mit seinen Jüngern feierte er an Pessach, einem hohen jüdischen Feiertag.
Und für die Juden war es klar, dass nur Gott Menschen vom Tod auferwecken kann. So waren es Juden, die als erste in Jesus den verheißenen Messias erkannten. Es dauerte viele Jahrzehnte, bis sich diese Erkenntnis allmählich verbreitete. Doch bald schlossen sich auch Menschen aus anderen Kulturkreisen, die keine Verbindung mehr zum Judentum hatten, diesem Glauben an, vor allem in Griechenland und Rom.
Maßgeblich beteiligt an der Verbreitung der Botschaft von Jesus´ Leben und Wirken war Paulus. Auch er war Jude und ging in die Synagoge. Sein Eifer und seine Hartnäckigkeit, mit denen er sich für Jesus und seine Lehre einsetzte, sind uns im Neuen Testament bezeugt durch seine zahlreichen Briefe an die sich allmählich bildenden Gemeinden in der damaligen Welt.
Die vielfältigen jüdischen Wurzeln aus der Zeit des frühen Christentums sind doch auch heute noch eine stabile Basis für ein friedvolles Miteinander beider Religionen. Norbert Hofman
Juli 2022: Mehr als Ora et labora
Am 20. 7. 2022 kam zum offenen Gesprächskreis Bibel Aktuell unser Gemeindepädagoge Gerd Pfahl mit obigem Thema. Im Mittelpunkt stand dabei Benedikt von Nursia. Geboren um 480 in Umbrien gründete er in seiner Heimat das Kloster Monte Casino. Auf Bildern wird er mitunter mit einem Buch in der Hand dargestellt. Dies ist aber, wie man annehmen möchte, nicht die Bibel, vielmehr sind es die Klosterregeln.
Waren es vorher eher Einsiedler, die ein mönchisches Leben führten, so waren es nun Gemeinschaften, die in Klöstern nach festen Regelnlebten. Auch heute noch ist die Benediktiner Regel Grundordnung von Klöstern. Die Regel enthält die Grundlagen mönchischen Lebens.Gehorsam, Schweigen und Demut zeichnen den Mönch aus. Schweigen fördert das Nachdenken. Und Demut steht für die Eigenschaften dienen und Mut. Entscheidungen des Abtes erfolgen erst nach Anhörung der anderen Mitglieder der Gemeinschaft.
Die Benediktiner haben jedoch nicht nur klare Regeln für ihr eigenes Leben und Handeln gefunden. Sie haben sich auch in wichtigen anderen Bereichen der menschlichen Gesellschaft eingebracht. Sie haben die Landwirtschaft reformiert. Lebensmittel werden nicht weggeworfen. Auf Hygiene wird geachtet. Sie haben Krankenstationen eingerichtet. Und umfangreiche Bibliotheken angelegt und Texte und Bücher handschriftlich geschrieben. Es gab den Buchdruck noch nicht. Auch architektonisch haben sie gewirkt, wie der erhaltene Plan einer Klosterkirche zeigt.
Der als wesentlicher Grundsatz der Benediktiner geltende Ausspruch
„ora et labora“ – „bete und arbeite“, ist sehr umfassend. Wendet er sich doch an Gott und die Welt. Und wie wir sehen, ist das von Benedikt von Nursia angestoßene Wirken seines Ordens auf den verschiedenen Feldern des menschlichen Lebens wirklich „mehr als ora et labora!“
Nach einem für dieses Jahr typischen extrem heißen Sommertagbegleitete ein inzwischen aufgezogenes Gewitter mit einem lange ersehnten kräftigen Regen die Teilnehmer dann auf ihrem Heimweg.
Norbert Hofmann
Mai 2022: Hiob - oder die Frage, warum guten Menschen Böses widerfährt
Der Mai-Termin von Bibel Aktuell war wie üblich auf den 3. Mittwoch im Monat, den 18. 5. 2022, angesetzt. Gleichzeitig fand an diesem Abend ein Publik-Viewing im ausverkauften Stadion statt, bei dem das Finale der Europa-Leage aus Sevilla übertragen wurde. Da war hohes Verkehrsaufkommen und viel Betrieb rund im das Gemeindezentrum. Doch wie gewohnt begannen um 19.30 Uhr die beiden Referenten und 5 Teilnehmer ihre Gesprächsrunde.
Im Mittelpunkt der Betrachtungen stand an diesem Abend die alttestamentarische Person des Hiob. Das Thema war im Kirchenboten mit obigem Titel angekündigt. Als Referentin fungierte Pfarrerin Claudia Vetter-Jung in Gemeinschaft mit ihrem Mann Pfarrer Andreas Jung.
Hiob ist ein guter Mensch. Er ist wohlhabend und führt ein gutes Leben. Auch der Versuchung des Satans widersteht er. Er bleibt ein gottesfürchtiger Mensch. Da verliert er seine Kinder und seinen ganzen Besitz. Er selbst wird krank.
Hiob stellt alles in Frage. Wie kann Gott das alles zulassen. Er klagt Gott an, der ihm das Recht zu klagen zugesteht. Er weiß aber auch: Gott ist der oberste Richter. Zwischen Gott und Hiob steht keiner, der entscheiden kann.
Als Hiobs Freunde von seinem Leid erfahren, kommen sie, um mit ihm zu diskutieren. „Bedenk doch: Wer ging je schuldlos zugrunde und wo kamen Aufrechte je um?“, so war ihre Meinung. Doch Hiob bleibt bei seinem Glauben und spricht zu Gott: „Jetzt aber hat mein Auge Dich geschaut.“ Und Gott „mehrte alles, was Hiob besessen hatte aufs Doppelte.“
Hiob hat einen Weg gefunden, durchzustehen. Er hat sein Leid aufgearbeitet, sich damit auseinandergesetzt, hinterfragt. Eine Aufforderung, dies zu tun, ist das Buch Hiob im Alten Testament für uns auch heute noch.
Kurz nach 21.00 Uhr war das Thema ausreichend bearbeitet. Da konnten alle Teilnehmer das Spiel noch verfolgen und den Titelgewinn der Eintracht live mitbekommen,
Norbert Hofmann
April 2022 Die Rache ist mein, spricht Gott
„Die Rache ist mein, spricht der Herr“
Mit diesem Thema im Gepäck besuchte am 20. 4. 2022 Pfarrer Andreas Jung Bibel Aktuell. Gemeinsam mit seiner Frau, Pfarrerin Vetter-Jung, diskutierte er mit uns über Texte aus der Hebräischen Bibel. Die Texte beschreiben sehr realitätsnah das Leben im alten Israel. Sie verschweigen weder das Leid des Volkes Israel noch wird es kaschiert. Auch Gewalt wird offen angesprochen, damit sie am Ende nicht das letzte Wort hat.
Der Prophet Micha sagt: „Der Herr wird unter vielen Völkern richten und mächtige Nationen zurechtweisen. Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln… Sie werden hinfort nicht mehr lernen Krieg zu führen.“ Da möchte man hinzufügen: Dann wäre die Welt eine friedvollere. Wenn wir heute, insbesondere auch in der Ukraine feststellen müssen, dass Frieden nicht von jedem gewollt wird, so müssen wir akzeptieren, was Kirchenpräsident Volker Jung in einem Interview vor Ostern zum Ausdruck brachte: „Wir sind nicht in einer erlösten Welt.“
„Die Rache ist mein, spricht der Herr“, so steht es im 5. Buch Mose. Gott will selbst die Rechtsordnung wieder herstellen. Und die Aussage „Auge um Auge“ bedeutet: Es wird nur so viel vergolten, wie Schaden verursacht wurde. An diesem Abend wurde es klar: Auch heute dürfen wir Menschen uns nicht mit dem Unrecht auf dieser Welt abfinden.
In einem offenen Dialog brachte der Abend einen regen Gedankenaustausch zwischen den beiden Vortragenden und den Gesprächskreisteilnehmern.
Norbert Hofmann
Artikel über den Vortrag "Macht euch die Erde untertan" in der Frankfurter Neuen Presse
März 2022 „Macht euch die Erde untertan“ - Professor Rainer Kessler
Am 16.03. 2022 kam Professor Rainer Kessler zu Bibel Aktuell, um mit den Teilnehmern über obiges Thema zu sprechen. In seinem spannenden Referat bezog er sich zunächst auf biblische Texte, um anschließend auf sehr überraschende Aspekte aus der Philosophie der Neuzeit hinzuweisen.
Im 1. Buch Mose 1, 28 heißt es: „Da segnete sie (die Menschen) Gott und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und erfüllt die Erde und unterwerft sie und zwingt nieder die Fische….und die Vögel … und alle Tiere…“. Das ist allenfalls ein Herrschaftsauftrag; im Auftrag Gottes herrscht der Mensch über die Natur. Es bedeutet aber keine Verfügungsgewalt des Menschen über die Natur.
„Gott sprach weiter: Ich gebe euch hiermit alle Samen aussäenden Gewächse auf der ganzen Erde sowie jeden Baum, an dem Samen aussäende Baumfrüchte sind. Euch und allen Tieren soll alles grüne Gewächs als Nahrung dienen.“ Also eine rein vegetarische Ernährung.
Ein christlicher Autor um 300 nach Christus sah den im 1. Buch Mose formulierten Auftrag Gottes an den Menschen schon wesentlich absoluter: „Da hauchte er ihm (dem Menschen) allein Weisheit ein, dass er alles seiner Herrschaft und seinem Befehl untertan mache.“. Rene Descartes um 1600 sah es so: Die Menschen sind „Herrscher und Besitzer der Natur.“ Immanuel Kant sah die Tiere nicht mehr als Mitgenossen der Schöpfung, sondern als dem Willen des Menschen überlassene Mittel und Werkzeuge zur Erreichung seiner beliebigen Absichten. Was für eine erschreckende gedankliche Entwicklung!
In der anschließenden Diskussion kam dann noch einmal klar zum Ausdruck, wie wir es heute sehen: Der Mensch kann nicht über die Natur verfügen! Die Erde ist nicht Eigentum des Menschen!
Norbert Hofmann
Bibel aktuell Februar 2022
Für das 2. Treffen von Bibel Aktuell im Jahr 2022 hat Pfarrerin Verwiebe die Gestaltung des Abends übernommen. Ein Termin war lange schon angestrebt. Doch auch wegen Corona kam es bis jetzt nicht dazu.
Auch das Thema stand schon lange fest: Ein Text aus dem Alten Testament, der hebräischen Bibel, aus dessen Sicht wir bei Bibel Aktuell auch einen Blick auf heutige aktuelle gesellschaftliche und politische Probleme werfen wollen.
Für diesen Abend hat Pfarrerin Verwiebe als Bibelstelle die Geschichte von Gideon gewählt. Sie steht im Buch der Richter, Kapitel 6-9. Für die Bibelarbeit wendete sie die Methode Bibliolog an. Diese Methode regt an, sich selbst intensiv in die Gedanken einer der handelnden Personen zu versetzen. Vor 3500 Jahren war Israel von Feinden umgeben und bedroht. Da beruft Gott Gideon, Israel zu retten. Gideon ist unsicher. Er will sich vergewissern. Er bittet Gott um ein Zeichen. Er legt Schurwolle aus. Gott soll es regnen lassen. Aber die Wolle soll trocken bleiben. So geschieht es. Aber der furchtsame Gideon traut sich, noch ein Zeichen zu erbitten: die Wolle soll nach der Nacht nass sein und der Boden trocken. Auch das geschieht so. Jetzt ist Gideon sich seiner Sache sicher. Er weiß, Gott ist an seiner Seite. Es ist ihm klar, er muss etwas tun. Er fasst Mut und rettet Israel vor seinen Feinden. Die Erzählung von dem Richter Gideon ist eine der vielen spannenden Geschichten aus dem alten Israel, über die uns das alte Testament berichtet. Mit der Methode des Bibliolog hat sich für die Teilnehmer des Abends der Bibeltext gut verständlich erschlossen.
Bericht Norbert Hofmann
November 2021: Friedensdekade - In Frieden leben
Mit dem Gottesdienst, am 17. 11. 2021, dem Buß- und Bettag, den Pfarrerin Verwiebe und Pfarrer Portugal und Mitglieder der Friedensdekade-Gruppe gestalteten, endete die Friedensdekade 2021,
die den Namen trug „In Frieden leben.“ Unter dem Motto „Lass mich doch in Frieden mit….“ gaben die Mitwirkenden Statements zu brandaktuellen Ereignissen und Geschehnissen. So zum Beispiel zur Bedrohung durch die Coronapandemie oder zur Situation in Afghanistan und selbstverständlich zu Umwelt und Klima und auch anderen Krisen. Naheliegend, dass die Statements reichlich Anregungen für die Fürbitten gegeben haben.
Anschließend verblieben dann noch mehrere Besucher des Gottesdienstes und auch Mitglieder der Friedensdekade-Gruppe im Kirchraum des Gemeindezentrums der Paul-Gerhardt-Gemeinde, um sich im Rahmen von Bibel Aktuell im offenen Gesprächskreis über Gottesdienst und die beiden anderen Veranstaltungen auszutauschen.
Dabei waren wieder Klima und Umwelt Schwerpunkte. Klar kam zum Ausdruck, dass jeder von uns etwas tun kann für eine bessere Umwelt.
In der Geschichte von Jona, der 3 Tage im Bauch des Fisches war, berichtet uns die Bibel, dass Gott den Menschen in Ninive gedroht hatte, ihre Stadt würde untergehen, wenn sie ihr Verhalten nicht ändern würden. Die Menschen damals sind umgekehrt. Ninive wurde nicht zerstört. Sollte es den Menschen heute nicht möglich sein, durch Umkehr in ihrem Tun und Lassen Gottes Schöpfung zu erhalten und zu bewahren, anstatt sie zu zerstören?
Auch die beiden anderen Veranstaltungen der Friedensdekade wurden noch angesprochen. Der Film, der in der 2. Veranstaltung gezeigt wurde,war gut gewählt. Die beiden Hauptdarsteller, Paterson und seine Frau,lebten in Frieden. Wo Paterson war, da war auch Frieden. Begonnen hat die Friedensdekade mit dem Stadteilrundgang, der zu Stätten führte, an denen sich auch in Niederrad zwischen 1928 und 1935 Umbrüche anbahnten oder vollzogen. Ja, es war ein brüchiger Frieden. Hoffen wir, dass auch im nächsten Jahr wieder eine Friedensdekade sein kann, ohne Corona und Pandemie.
Norbert Hofmann
September 2021: Barmen 1934
Das 2. Bibel Aktuell nach der Coronapause am 15. 9. 2021 war angekündigt mit dem Thema „Barmen 1934“. Was war denn in Barmen 1934? Was war das für eine Zeit? Was hat das mit Bibel und Kirche zu tun? Sehr viel. Es geht um die so genannte „Barmer Erklärung“. Gemeindepädagoge Gerd Pfahl als Referent ging zunächst auf die damalige Zeit und Situation ein.
In mehreren ev. Landeskirchen gab es 1933 Überlegungen, diese in einer Staatskirche gleichzuschalten. Ein Teil der Landeskirchen wollte dies wiederum nicht. So kam es dazu, diese Frage in einer Synode zu klären.Diese war rein innerkirchlich gedacht als Bekenntnis-Synode. Als Ortwählte man Barmen, einen Stadtteil von Wuppertal. In dieser Stadt gab es damals etwa 360 religiöse Gemeinschaften.
Die Bekenntnissynode fand Ende Mai 1934 statt. An ihr nahmen Abgeordnete aus lutherischen, reformierten und unierten Kirchen teil. Aufgrund eines Entwurfs von Karl Barth wurde eine Theologische Erklärung verabschiedet, bestehend aus 6 Thesen. Selbst das schließlich unterzeichnete Schriftstück weist noch Änderungen auf. Ein Zeichen für
Diskussionen bis zum Schluss. Jede These beginnt mit einem Bibelwort. Es folgen ein Bekenntnis- und 1 Verwerfungssatz.
These 1. Jesus Christus spricht: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater, denn durch mich.
Bekenntnis: Jesus Christus…… ist das eine Wort Gottes…… , dem wir zu vertrauen und zu gehorchen haben.
Verwerfung: Wir verwerfen die falsche Lehre, als müsse die Kirche…..auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen.
Das sind mutige Worte in einer Zeit der Diktatur, wie sie damals in Deutschland herrschte.
Die Barmer Erklärung wurde dann das Fundament der „Bekennenden Kirche.“ Auch in der Niederräder Paul-Gerhardt-Gemeinde war die Bekennende Kirche stark vertreten. Zwei Pfarrer gehörten ihr an sowie Gemeindemitglieder. Ein Pfarrer zählte zu den „Deutschen Christen“, der dem Regime nahestehenden Teil der evangelischen Kirche. Dies führte zu erheblichen Spannungen in der Gemeinde.
Die Barmer Erklärung steht im Evangelischen Gesangbuch unter der Nummer 810.
Norbert Hofmann
August 2021: Herausforderung Digitalisierung
Nach dem letzten Treffen vor fast 10 Monaten, am 21. 10. 2020, konnte sich nach der 2. Coronapause der offene Gesprächskreis Bibel Aktuell am 18. 8. 2021 nun endlich wieder treffen. Als Referent war Pfarrer Dr. Volz mitdem Thema „Die Herausforderung der Digitalisierung für Gesellschaft und Kirche“ gekommen.
Zunächst stellte er die technische Entwicklung seit dem 19. Jahrhundert dar. Sie begann mit der Industriealisierung, beispielhaft der Webstuhl, und setzte sich fort über die Ausbreitung der Elektrizität und die Entwicklung des Autos bis hin zur heute weltweiten Dimension der Digitalisierung. In dem Wort digital - „in Ziffern darstellend“ – kommt eine mathematische Strukturierung der Welt zum Ausdruck. Die Entwicklung führte weiter zur künstlichen Intelligenz, durch die Computer menschenähnlicheIntelligenz-Leistung erbringen, z. B. Lernen oder Spracherkennen, oder zur „smarten Fabrik“, in der Roboter computergesteuert Fertigung selbständig ausführen. Was bedeutet dies für unsere Arbeitswelt? Verlagern sich Arbeitsplätze von der Fertigung zur Dienstleistung?
In der Diskussion an diesem Abend stand eine Frage Im Mittelpunkt: Welche Rolle spielt der Mensch in dieser digitalen Welt?
Gott hat uns Menschen den Verstand und das Wissen gegeben, den Computer mit all seinen Vor- und Nachteilen zu erfinden. Das kann aber nicht dazu verleiten, ihn zu verherrlichen. Kann es eine emotionale Beziehung zwischen einem Menschen und einem Computer geben?Versuche mit einem tierähnlichen Roboter haben dies nicht letztendlich bestätigen können. Setzen wir, wo angebracht, die vielfältigen Möglichkeiten der Digitalisierung ein zum Nutzen für die Menschen,verkennen wir aber auch nicht die Risiken durch Missbrauch. In unserem menschlichen Bestreben, alles zu optimieren, sollten wir immer daran denken, dass uns Menschen Grenzen gesetzt sind. Und gut ist es zu wissen, dass der Computer nur das kann, was der Mensch ihm vorgegeben hat.
Norbert Hofmann.
Mai 2021: Der 3. OEKT2021 in Frankfurt
Seit Jahren widmet Bibel Aktuell nach einem Kirchentag einen Abend diesem Ereignis. Teilnehmer berichteten, gemeinsam wurde darüber gesprochen. Doch mit Corona kam alles anders. Der Kirchentag konnte nicht als Präsenzveranstaltung stattfinden genau so wenig wie auch die monatlichen Treffen von Bibel Aktuell. Doch am Samstagabend des Kirchentages war in Niederrad die Ökumene besonders spürbar und präsent. Die Kirchorte wurden getauscht. Die Gottesdienste wurden in der jeweils anderen Gemeinde gefeiert. Was wäre es für ein Ereignis gewesen, wenn dieser Ökumenische Kirchentag insgesamt in gewohnter Form vor der eigenen Haustür hätte stattfinden können? Doch Fernsehen und Internet machten immerhin die virtuelle Teilnahme möglich. So konnten wir auf diese Weise an der Veranstaltung teilnehmen und können nun auch wie üblich darüber berichten.
„Schaut hin“, so lautete das Motto des 3. Ökumenischen Kirchentages im Mai 2021 in Frankfurt. Die erste Veranstaltung war der Fernsehgottesdienst am Morgen des Himmelfahrtstages. Wegen Corona waren Besucher nicht zugelassen. Unter diesen Bedingungen hätte der Ort nicht besser gewählt werden können. Es war das Dach eines Parkhauses mitten in Frankfurt mit Blick auf die Skyline und den alles überwölbenden Himmel. Den musikalischen Teil übernahmen zwei Sängerinnen und ein Sänger und eine kleine Band. Mit eindrucksvollen Texten über unseren Glauben und die Probleme unserer Zeit wandten sich Vertreter der einzelnen christlichen Religionen an die Fernsehzuschauer. „Kirche ist lebendige Gemeinschaft,“ so sagte der Prior von Taizé. Und zum Kirchentagsmotto „Schaut hin“ fügte die evangelische Kirchentagspräsidentin hinzu „wo auch Jesus hinschauen würde“.
In der Festveranstaltung am Freitagabend brachte der Bundespräsident die Hoffnung zum Ausdruck, dass von diesem Kirchentag ein Signal der Ermutigung und ein Signal des Aufbruchs ausgehen werden. Der hessische Ministerpräsident sprach von Orientierung, die wir brauchen und die der Kirchentag uns geben kann.
Im Anschluss an diese Veranstaltung wurde „Eins“, ein „ökumenisches Oratorium“, uraufgeführt. Darin erzählt die Apostelin Junia vom Leben Jesu, von Karfreitag und Auferstehung, von Christi Himmelfahrt und Pfingsten. Dies alles wird von der Redakteurin Julia, die es nicht glauben kann, hinterfragt. Begleitet von klassischer und zeitgenössischer Musik ergibt die Aufführung auch ohne Publikum einen kulturellen Höhepunkt des Kirchentages.
Auf dem Hauptpodium zum Thema Klimaschutz sprach Bundeskanzlerin Merkel mit der Klimaaktivistin Luisa Neubauer. Dabei brachte es die Kanzlerin auf den Punkt, dass Verhaltensänderungen von uns allen erforderlich sind, dass wir jetzt und nicht irgendwann handeln müssen. Die verschiedenen Bibelarbeiten wurden schon vorher ohne Teilnehmer digital aufgezeichnet und konnten ab Samstag im Internet abgerufen werden. Auch alle anderen Veranstaltungen dieses Kirchentages sind digital gespeichert und stehen unter www.oekt.de noch bis zum Jahresende zur Verfügung.
Für den Abschlussgottesdienst hatte man wiederum eine interessante Kulisse gewählt: Den Platz an der Weseler Werft direkt am Main mit Blick auf Sachsenhausen und die Stadt. Nach einem Grußwort des Bundespräsidenten folgten bei regnerischem Wetter die Liturgie des Gottesdienstes und weitere Wortbeiträge. Die musikalische Gestaltung übernahmen einzelne Sängerinnen und Sänger, unterstützt von Posaunen und anderen Instrumenten. Zum Abschluss des Gottesdienstes wandte sich Kirchentagspräsident Sternberg an die coronabedingt weniger als 400 Teilnehmer und auch an die vielen Fernsehzuschauer mit den Worten: „Lassen Sie uns Zeichen setzen, für unsere Nächsten da sein. Machen auch Sie mit. Seid dabei, schaut hin, packt an!“
Wenn die ausgesandten Zeichen im Lande gehört werden, wenn die Botschaften und Impulse von den Menschen aufgenommen und umgesetzt werden, dann hat es sich gelohnt, dass dieser Kirchentag nicht abgesagt wurde. Selbstverständlich sind das gemeinsame Erleben und die persönliche Begegnung tragende Elemente eines Kirchentages. Wir hoffen, und es besteht die begründete Zuversicht, dass die kommenden Treffen wieder solche Präsenzveranstaltungen sein können. Dann sind auch Teile der für diesen Kirchentag vorgenommenen digitalen Entwicklungen als eine zusätzliche Bereicherung denkbar.
Norbert Hofmann
September 2020: Europäische Bibeldialoge
So nennen sich die Begegnungstagungen, zu denen sich seit vielen Jahren Christen in Berlin oder anderen Europäischen Städten treffen. Veranstalter ist die Evangelische Akademie zu Berlin. Darüber zu berichten, ist Gemeindepädagoge Gerd Pfahl am 16. September 2020 zu Bibel Aktuell gekommen. Er selbst hat schon oft daran teilgenommen und auch in der Leitung mitgewirkt.
Ihren Ursprung haben diese Veranstaltungen in den Berliner Bibelwochen, deren erstes Treffen bereits 1954 stattfand. Dabei trafen sich evangelische Christen aus der Bundesrepublik und der DDR zum gemeinsamen Gespräch und Gedankenaustausch. Nach dem Mauerfall wurden dann aus diesen Bibelwochen die Europäischen Bibeldialoge, an denen Christen nicht nur aus Deutschland sondern auch aus anderen europäischen, insbesondere ost- und südosteuropäischen Ländern teilnehmen. Die Tagungsorte sind entsprechend außer Berlin auch in anderen europäischen Städten. Die Veranstaltungen dauern heute nur noch 4 Tage. Je Tag sind es 3 Arbeitseinheiten. Außerdem sind Exkursionen eingeplant. So ging es beispielsweise bei der Tagung in Breslau nach Kreisau, bekannt durch den Kreisauer Kreis, einer Widerstandsgruppe in der Nazizeit.
Die einzelnen Tagungen richten sich an wechselnde Zielgruppen, z.B. Menschen im Gesundheitsdienst, oder Angehörige von Behinderten und stehen unter einem bestimmten Thema, zu dem passende Bibeltexte ausgewählt werden. Die Verkehrssprache ist deutsch. Theologische Vorträge, vertiefende Gespräche und eine kreative Herangehensweise sind Säulen der Bibelarbeiten, die ernsthaft und intensiv betrieben werden. Sie bauen auf der gleichen Erkenntnis auf, die auch wir bei Bibel Aktuell über unsere Arbeit stellen: Die Bibeltexte sind heute so aktuell wie zu allen Zeiten.
Besonderen Wert erlangen die Bibeldialoge mit ihren Gesprächen über die Grenzen hinweg durch das gegenseitige Kennenlernen und Verstehen, was heute auf europäischer Ebene so wichtig ist wie es auch seinerzeit bei den Berliner Bibelwochen für das geteilte Deutschland war.
Norbert Hofmann
November 2019: Friedensdekade 2019
Jona war von Gott beauftragt, nach Ninive zu gehen und den Menschen dort wegen ihrer Schlechtigkeiten das Strafgericht durch die Zerstörung ihrer Stadt anzudrohen. Jona wollte diesen Auftrag nicht ausführen, weil er wusste, dass es Gott reuen würde, seine Drohung wahr zu machen. Jona verschwand und fuhr mit dem Schiff in die andere Richtung. Als ein Sturm aufkam, hielten ihn die anderen auf dem Schiff für schuldig und warfen ihn ins Wasser. Da kam ein großer Fisch und verschluckte ihn. Im Bauch des Fisches wandte sich Jona Gott wieder zu. Der Fisch spuckte ihn aus. Gott gab erneut Jona den Auftrag, nach Ninive zu gehen. So ging Jona und kündigte den Menschen dort an, was Gott ihm befohlen hatte. Als die Menschen dies hörten, ließen sie ab von ihrem frevelhaften Tun, der König, alle Menschen und Tiere. Da verschonte Gott die Stadt, die 120.000 dort lebenden Menschen und Tiere.
Die Jonageschichte war der Predigttext des Gottesdienstes am Buß- und Bettag, der gleichzeitig der Abschluss der Friedensdekade mit dem Titel „Klimawandeln“ war. Im Anschluss hatte Bibel Aktuell zum Nachgespräch eingeladen. Dazu trafen sich mehr als 20 Teilnehmer im Gemeindezentrum. In lebhafter Diskussion wurde der Bibeltext in Bezug zum Thema Klimawandel gesetzt. Gott hat nicht Ninive zerstört.
Will er dann, dass diese Erde, seine Schöpfung, zerstört wird? Er erwartet vielmehr heute wie damals Umkehr, Abwendung von unserem schädlichen Verhalten gegenüber dieser Erde.
In der Diskussion kam auch zum Ausdruck, dass es im Menschen angelegt ist, dass er ständig nach mehr Wissen strebt. Auch auf den Glauben an unbegrenztes Wachstum wurde hingewiesen. Dies und noch anderes haben dazu geführt, dass die Menschheit inzwischen einen Erkenntnis- und Entwicklungsstand erreicht hat, der dazu führen kann, ihre eigene Lebensgrundlage auf dieser Erde zu zerstören. Sollten wir Menschen im Umkehrschluss dann nicht auch in der Lage sein, diesen Planeten auch künftig als für uns bewohnbar zu erhalten? Wenn uns Menschen das klar wird und wir danach handeln, dann brauchen wir keine neue Welt.
Norbert Hofmann
September 2019: Zwei Theologen des 20. Jahrhunderts: Karl Barth und Jürgen Moltmann
2019 waren zwei Theologen unser Thema.
Im April sprach Pfarrerin Detrez über die dialektische Theologie von Karl Barth und seinen Römerbrief-Kommentar von 1919.
Im September sprach Anja Bode über die „Theologie der Hoffnung“ von Jürgen Moltmann.
Wir lesen, diskutieren, hinterfragen in unserem Gesprächskreis nicht nur die 2000 Jahre alten Bibeltexte. Nein, wir beschäftigen uns auch mit theologischen Überlegungen, Betrachtungen, Erkenntnissen und sprechen ebenso über aktuelle Geschehnisse und Ereignisse in Religion und Kirche. Nicht nur die reine Bibelarbeit, auch Entwicklungen der Theologie, vor allem in der Neuzeit, zeigen: Noch immer ist die Bibel aktuell.
Juni 2019: Alte und Neue Glaubensbekenntnisse
Am 12. 6. 2019 hat Pfarrerin Bode dann bei Bibel Aktuell über alte und neue Glaubensbekenntnisse gesprochen. Das erste Glaubensbekenntnis war der Fisch. Mit diesem Zeichen brachten frühe Christen ihren Glauben zum Ausdruck. In der Zeit der Christenverfolgung musste dies oft im Geheimen geschehen. Die 5 Buchstaben des griechischen Wortes für Fisch stehen für „Jesus Christus Gottes Sohn und Erlöser“. Im Jahr 325 erklärte Kaiser Konstantin das nach heftigen Diskussionen auf dem Konzil von Nicäa entstandene Glaubensbekenntnis für alle Christen für verbindlich. In diesem Bekenntnis wird die Dreifaltigkeit Gottes durch den Einbezug von Vater, Sohn und Heiligem Geist verdeutlicht. Diese Grundeinteilung ist auch im Apostolischen Bekenntnis enthalten, das wahrscheinlich im 5. Jahrhundert in Gallien entstanden ist und heute noch Christen auf aller Welt verbindet. Es ist in unseren heutigen Gottesdiensten das meist gesprochene Glaubensbekenntnis. Der Text wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder an Zeit und Sprache angepasst, letztmals 1971. Und auch aus der jüngsten Zeit gibt es Glaubensbekenntnisse, so zum Beispiel von Dietrich Bonhoeffer oder der Weltversammlung der Christen 1990 in Seoul.
Mai 2029: Evangelien
Am 15.05.2019 spricht Gerd Pfahl über die Evangelien.
Ein wesentlicher Teil des Neuen Testaments sind die 4 Evangelien. So kommen aus ihnen sehr häufig die Lesungs- und Predigttexte in den Gottesdiensten. Die Evangelisten Markus, Matthäus, Lukas und Johannes haben uns keine Geschichtsbücher hinterlassen. Auch geht aus keinem einzelnen der 4 Evangelien ein geschlossener Lebenslauf von Jesus hervor. Doch eines haben alle Evangelien gemeinsam: Sie übermitteln uns das, was das Wort Evangelium bedeutet, die Frohe Botschaft: Jesus ist Gottes Sohn, er ist der Messias, der Mensch gewordene Gott, der für uns gestorben und durch den Tod gegangen und am dritten Tag auferstanden ist.
Die Evangelisten bezogen ihr Wissen über Jesus vor allem aus Überlieferungen. Dabei griffen Markus, Matthäus und Lukas oft die gleichen Ereignisse auf, diese aber meist in sehr unterschiedlicher Darstellung. Zu der sich aus dieser Betrachtung ergebenden Frage „Sind die Evangelien eine zuverlässige Quelle?“ kommt der Theologe H. Zahrnt zu dem Ergebnis: „Wenn solche bruchstückhafte Überlieferung trotzdem das Bild einer einheitlich geschlossenen Persönlichkeit darbietet, so kommt man nicht um das Urteil herum, dass dieses Bild historisch echt sein muss.“ Die Evangelisten haben sich an die Menschen ihrer Zeit gewandt. Und für uns heute ist noch immer die „Frohe Botschaft“ eine Quelle, aus der wir Hoffnung und Zuversicht schöpfen können.
Norbert Hofmann